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6. -8.1.2023

Spätherbstlicher Jahresbeginn!

05.01.2023, 16:00 Uhr

Der extrem warme Jahreswechsel hat die in den Nordalpen katastrophale Schneelage weiter verschlechtert. Mit einer guten Spürnase und viel Erfahrung sind allerdings Ski- und Snowboardtouren am Alpenhauptkamm möglich.

Schneesituation

In den Bayerischen Alpen herrschen derzeit Bedingungen wie sie häufig Ende Oktober/ Anfang November anzutreffen sind. So konnte man beispielsweise am Dienstag beim Aufstieg zur immerhin 1929 m hohen Scheinbergspitze (Ammergauer Alpen) zum großen Teil schneefrei unterwegs sein. Skitouren sind dort und auch in den nördlichen Kalkalpen nur auf künstlich beschneiten Pisten möglich.
Skitouren im freien Gelände sind derzeit vor allem am Schweizer Alpenhauptkamm von hoch gelegenen Ausgangspunkten aus machbar. Dort werden passable Verhältnisse beispielsweise am Sassal Mason (Bernina Gruppe), vom Flüela Schwarzhorn (Albula Alpen) oder auch rund um die Rotondohütte (Gotthardgebiet) gemeldet.
In Tirol sind Skitouren (mit großer Vorsicht bzgl. Felskontakt bei der Abfahrt) in den Tuxer Alpen oder auch in den Kitzbüheler Alpen möglich. Wobei man bei einigen Touren, wie dem Salzachgeier beim Großteil des Hüttenzustiegs die Skier tragen muss. Zudem gehen einige Touren rund um Hochfügen (z.B. Kraxentrager und Sonntagsköpfl) und im Sellrain (Lampsenspitze). Machbare Touren werden auch von der Amberger Hütte (Stubaier Hauptkamm) gemeldet, wobei zu beachten ist, dass die Spaltenzonen der Gletscher oft unzureichend eingeschneit sind.

 

Lawinensituation

Im gesamten deutschsprachigen Alpenraum herrschte am Donnerstag mit Stufe 2 eine „mäßige“ Lawinengefahr. Die Gefahrenstellen liegen vor allem an Steilhängen der Expositionen West über Nord bis Ost oberhalb von rund 2400 m sowie an steilen Sonnenhängen oberhalb von rund 2600 m. Vorsicht an Übergängen von wenig zu viel Schnee und an Übergängen in Rinnen und Mulden.
Ältere Triebschneeansammlungen sind meist klein und vor allem mit großer Belastung auslösbar, besonders in Kamm- und Passlagen an sehr steilen Schattenhängen oberhalb von rund 2600 m.
Mit der tageszeitlichen Erwärmung sind einzelne Gleitschneelawinen und feuchte Rutsche möglich, besonders an steilen Sonnenhängen unterhalb von rund 2400 m.
An dieser Grundsituation wird sich am Wochenende wenig ändern.

 

Wochenendwetter

Der Freitag beginnt im Großteil der Ostalpen mit gering bewölkt. Auch der Nachmittag verläuft sonnig mit durchziehenden dünnen Schleierwolken. Bei kräftigem Nordwestwind liegt die Nullgradgrenze zwischen 2200 m und 2700 m.
Der Samstag bringt mildes Winterwetter mit Sonnenschein und hohen Wolken. Mit südwestlicher Anströmung bleibt es ausgesprochen mild, auf der Alpennordseite greift der Wind zum Teil föhnig durch. Eher trüb bleibt es entlang der Alpensüdseite.
Im Vorfeld einer Kaltfront staut sich am Sonntag von Süden her feuchte Luft am Alpenhauptkamm und im Tagesverlauf kommt vom Engadin und den Hohen Tauern südwärts Niederschlag auf (Schneefallgrenze 1300 bis 1500 m). Im Norden weht noch starker Föhn, der bis zum Abend für trockene Verhältnisse sorgt, wenngleich es von Westen her wolkiger wird.
In den Westalpen ist das Wochenendwetter ähnlich.

 

Fazit

„Die Hoffnung stirbt zuletzt!“ … und so müssen wir alle einfach fest daran glauben, dass sich die Situation zumindest in den höheren Lagen durch die ab Sonntagabend angekündigten Schneefälle verbessert.
Bis dahin bleibt leidenschaftlichen Ski- und Snowboard-Tourengeher*innen eigentlich nur der Trip zum Alpenhauptkamm. Aber auch dort muss man sich wirklich gut erkundigen, welche Unternehmungen mit nicht zu großem Unfallrisiko bei der Abfahrt zu verantworten sind. Sowohl auf Skitour als auch beim Freeriden muss man zudem das teilweise noch bestehende Altschneeproblem im Hinterkopf haben. Vorsicht ist vor allem weiterhin an steilen Schattenhängen oberhalb von 2400 m geboten.

 

good to know
Zusatzbelastung

Bei der derzeitig verbreiteten "mäßigen Lawinengefahr" (Stufe 2) sind Lawinenauslösungen bei "großer Zusatzbelastung“ möglich. Doch wo ist die Grenze zwischen einer geringen und einer großen Zusatzbelastung?
Eine geringe Zusatzbelastung wird von einzelnen Skifahrern/ Snowboardern ausgeübt, wenn sie sanft schwingend abfahren und dabei nicht stürzen.
Groß wird die Zusatzbelastung bereits ab zwei oder mehr Skifahrern/ Snowboardern, die sich dabei ohne Entlastungsabstände bewegen.