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3.-5.2.2023

Heikle Lawinensituation!

02.02.2023, 15:00 Uhr

Durch Sturm und teils ergiebige Schneefälle steigt die Lawinengefahr in den Ostalpen verbreitet markant an. Wetterfeste Tourengeher*innen sollten am Wochenende daher nur bis zur Waldgrenze draußen unterwegs sein.

Schneesituation

Am Bayerischen Alpenrand liegt zwar weiterhin unterdurchschnittlich viel Schnee. Dennoch sind viele Skitouren von hoch gelegenen Ausgangspunkten aus möglich, wenn diese zunächst auf Forststraßen verlaufen. Im Waldbereich liegt meist noch nicht ausreichend Schnee, so dass man hier bei der Abfahrt oft die Skier abschnallen muss.
Dasselbe gilt auch für die Nördlichen Kalkalpen, wo zum Beispiel die Hüttenabfahrt von der Lindauer Hütte auf den Forststraßen und Wiesenhängen gut möglich ist, auf Waldpassagen aber die Steine herauskommen.
Überall sind Felsblockgelände und Latschenzonen, bzw. Grünerlenhänge noch unzureichend eingeschneit. So gab es auf der Abfahrt im Sporatobel (Rätikon) vorgestern zwar besten Powder. Dennoch musste man mit „angezogener Handbremse“ abfahren, da oft noch große Felsblöcke unter der Neuschneeauflage versteckt lauern.
In den kommenden Tagen wird sich die Schneesituation vor allem in den östlichen Ostalpen zwar deutlich verbessern, aber dafür wird sich dort die Lawinengefahr markant erhöhen.

 

Lawinensituation

Im Laufe des Donnerstags steigt die Lawinengefahr in der Ostschweiz, in Vorarlberg, in den Bayerischen Alpen und im Westen Tirols oberhalb der Waldgrenze auf „erheblich“ (Stufe 3) an. Vom Karwendel und den Zillertaler Alpen aus Richtung Osten, sowie in weiten Teilen des Bundeslandes Salzburg, Kärntens und der Steiermark steigt die Lawinengefahr oberhalb der Waldgrenze heute Nachmittag auf Stufe 4 und somit auf „groß“.
Frische Triebschneepakete sind an allen Expositionen, auch kammfern und im Waldgrenzbereich anzutreffen. Sie können bereits von einzelnen Wintersportlern ausgelöst werden und mittlere Größe erreichen. Mit Neuschnee und Wind nehmen die Gefahrenstellen in Größe und Anzahl im Tagesverlauf zu. Gefahrenstellen sind ab den Nachmittagsstunden an Steilhängen aller Expositionen anzutreffen, Lawinen können zunehmend groß werden. Es sind mittlere und große spontane Schneebrettlawinen möglich, diese können stellenweise in die schwache Altschneedecke durchreißen und sehr große Ausmaße annehmen.
Auch über das Wochenende bleibt die (vor allem in den östlichen Ostalpen) sehr kritische Lawinensituation bestehen.

 

Wochenendwetter

Am Freitag kommt es in den Ostalpen zu einer kurzen Beruhigung des Schneefalls, der stürmische Nordwestwind hält bei starker Bewölkung aber an. Die Nullgradgrenze liegt zwischen 1700 und 2000 m. Wetterbegünstigt bleibt der Südalpenraum.
Der Samstag bringt eine anhaltende Nordstaulage mit schwerem Sturm. Vor allem in den Nord-, oft aber auch Zentralalpen dürfte es kompakt bewölkt bei gebietsweise intensiven Schneefällen sein. Wetterbegünstigt bleiben bei starkem Nordföhn die Südalpen. Eine Entspannung des Schneefalls auf der Alpennordseite ist am Samstagnachmittag zu sehen, der Wind bleibt aber unverändert.
Am Sonntag zieht nochmals ein Schwall feuchtkalter Luft über die Ostalpen und bringt weiteren Neuschnee. Die kritische Lawinensituation setzt sich fort. 10 bis 20 cm verbreitet, auch auf der Alpensüdseite, in den Nordstaulagen nochmals bis 50 cm möglich. Starker bis stürmischer Nordwind hält an.
In den Westalpen ist der Nordosten der Schweiz ebenfalls von der starken Nordstaulage geprägt. Je weiter man sich in den Westalpen aber nach Südwesten orientiert, desto mehr zeigt sich (bei ebenfalls viel Wind) die Sonne.

 

Fazit

Wenn ihr am Wochenende Ski- oder Snowboardtouren unternehmen möchtet, müsst ihr wirklich wetterfest sein. Aufgrund der heiklen Lawinensituation solltet ihr euch für Touren unterhalb der Waldgrenze entscheiden. Allerdings kann sich die Schneesituation in tiefen Lagen am Samstag verschlechtern, bevor es am Sonntag wieder bis in die Tallagen hinab schneit.
Wen ihr unbedingt oberhalb der Waldgrenze unterwegs sein möchtet, könntet ihr euch in Richtung Schweiz orientieren. Dort steigt die Lawinengefahr zwar auch im Norden und Osten wohl an, weiter im Westen soll sie sich aber nicht erhöhen. Natürlich müsst ihr auch dort die aktuelle Entwicklung gut im Blick haben.
Und weiterhin ist wegen der Kollisionsgefahr mit Steinen und Baumstümpfen ein „defensives Abfahrtsverhalten“ angesagt.

 

good to know
Teuflisches Trio

Mit „Neuschnee“, „Triebschnee“ und „Altschnee“ treffen derzeit in weiten Teilen der Ostalpen gleich drei der fünf typischen „Lawinenprobleme“ zusammen. Verschiedene Schichten von Neu- und Triebschnee verbinden sich dabei nur langsam untereinander und mit der Altschneedecke und sind besonders störanfällig. Dazu befinden sich im unteren Teil der Schneedecke stellenweise störanfällige Schwachschichten, welche durch die Auflast von Neu- und Triebschnee als Schneebrettlawine ausgelöst werden können.