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24.-26.3.2023

Das Aprilwetter geht weiter

23.03.2023, 15:00 Uhr

Am bayerischen Alpenrand sind südseitige Hänge mittlerweile bis weit hinauf schneefrei. Auch für Skihochtouren am Alpenhauptkamm ist die Situation in diesem Frühjahr außergewöhnlich kompliziert. Ab Sonntag könnte sich die Schneesituation dann wieder verbessern.

Schneesituation

Am Bayerischen Alpenrand sind südseitige bis auf 1800 m weitgehend ausgeapert. Nordseitig liegt diese Grenze bei ca. 1500 m. Der Schnee ist zudem überall nass und weich. Skitouren sind am Alpenrand eigentlich nur noch in Kombination mit Pistenbenutzung im unteren Teil möglich.
Auch am Alpenhauptkamm ist die Situation für März außergewöhnlich: So liegt derzeit z.B. beim Aufstieg zum Westfalenhaus (Stubaier Alpen) gerade noch ausreichend Schnee. Beim nordseitigen Anstieg zur Bamberger Hütte (Kitzbühler Alpen) muss man ab und zu die Skier abschnellen. Und beim südseitigen Anstieg zur Essener Rostocker Hütte (Hohe Tauern) muss man fast bis zur Hütte (2200m!) die Ski tragen.
Die Situation auf vielen Gletschern ist hingegen trotzdem gar nicht mal so schlecht, was daran liegen könnte, dass der wenige Schnee durch den vielen Wind immer in die Spaltenzonen eingeweht wurde.
Steine und Felsen stellen hingegen bei der Abfahrt nach wie vor ein hohes Risiko dar.

 

Lawinensituation

Abgesehen von den Bayerischen Alpen (hier maximal Stufe zwei) herrschte am heutigen Donnerstag im deutschsprachigen Alpenraum (Schweiz, Tirol, Vorarlberg, Bundesland Salzburg) mit Stufe 3 eine erhebliche Lawinengefahr.
Ab den Mittagsstunden waren dort große nasse Lawinen zu erwarten. Dies vor allem an steilen Ost-, Süd- und Westhängen unterhalb von rund 2600 m sowie an steilen Schattenhängen unterhalb von rund 2400 m. Zudem können nach wie vor Schwachschichten im Altschnee vereinzelt ausgelöst werden, besonders an sehr steilen Schattenhängen oberhalb von rund 2200 m sowie an sehr steilen Osthängen oberhalb von rund 2400 m. Die Lawinen können im schwachen Altschnee anreißen und mittlere Größe erreichen.
Die Gefahr von Nassschneelawinen bleibt wegen der zunächst noch hohen Temperaturen bestehen. Ab dem Wochenende dürfte sich in den Hochlagen aufgrund von Neuschnee und Wind die Gefahr durch Triebschnee erhöhen.

 

Wochenendwetter

Der Freitag bringt in den Ostalpen Wolken und Niederschlag. In der Früh sind an der Alpennordseite föhnbedingt sonnige Aufhellungen möglich. Noch am Vormittag kommen Regen und Schneefall auf (Schneefallgrenze anfangs 2400 m, Nacht auf Samstag bis 1500 m). Wetterbegünstigt ist die Alpensüdseite.
Der Samstag bringt unbeständiges, kaltes Bergwetter. Die Schneefallgrenze pendelt um 1600 m. Sonst kann der Wind die Schauerwolken auflockern, am meisten Sonne gibt es auf der Alpensüdseite. Bei einer Nullgradgrenze von 2000 m weht der Wind in dieser Höhe bis 40 km/h.
Am Sonntag werden die Wolken in den westlichen Nordalpen bei stürmischen Wind dichter, in den Lechtaler Alpen setzt Schneefall ein, ab Mittag dann auch weiter im Osten bis zum Dachstein. Die Schneefallgrenze sinkt von 1500 m auf unter 1000 m in der Nacht auf Montag.
Auch in den Westalpen wird das Bergwochenende sehr unbeständig, wolkenreich und windig.

 

Fazit

Wieder steht ein windiges und sehr wechselhaftes Bergwochenende bevor, an dem es am Freitag bis weit hinauf regnet. Deswegen kann man am bayerischen Alpenrand allenfalls noch Skitouren unternehmen die zu Beginn auf Skipisten verlaufen.
Auch in den nördlichen Kalkalpen muss man möglichst hochgelegenen und nordseitige Ziel anvisieren.
Der beste Tag hierfür ist wohl der Samstag, bevor es am Sonntag wieder niederschlagsreicher und deutlich kühler wird. Man muss sich aber auch am Samstag warm und wetterfest anziehen.
Für Skihochtouren ist die Situation derzeit ziemlich knifflig, was in dieser DAV Pressemeldung sehr gut zusammengefasst ist. Über das Wochenende könnte sich die Schneesituation zwar wieder etwas verbessern. Doch da der Neuschnee einmal mehr mit viel Wind fällt, wird sich die Lawinengefahr erhöhen. Den aktuellen Lawinenlagebericht müsst ihr also ganz genau anschauen. Zudem solltet ihr euch sich auf der jeweiligen Hütte ggf. über die aktuelle Spaltensituation erkundigen.

 

 

good to know
Beharrliches Altschneeproblem

Nach wie vor stehen die Lawinenabgänge der letzten zwei Wochen im hochalpinen Gelände (meist im Sektor NO über O bis SO oberhalb etwa 2500m) mit einer Altschnee-Problematik im Zusammenhang. Denn die dort nach wie vor geringen Schneehöhen können zu großen Temperaturunterschieden in der Schneedecke führen. Dies begünstigt aufbauende Umwandlungsprozesse, die eine Schwachschicht entstehen lassen. Dabei wachsen die Schneekristalle zu kantigen Kristallen und becherartigen Hohlformen an. In normalen Wintern tritt diese Situation im November oder Dezember auf, bevor sich eine solide Schneedecke ausbildet. Doch das ist leider heuer nicht der Fall.