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23.-26.12.2022

Schöne Bescherung ;-(

22.12.2022, 16:00 Uhr

Da gibt es nichts zu beschönigen! Schlechter kann ein Weihnachtsausblick für Ski- und Snowboardtourengeher einfach nicht ausschauen. Bis auf 2000 m soll es wegen einer wieder einmal ausgeprägten Singularität (siehe unten good to know) in den kommenden Tagen regnen. Und am Alpenhauptkamm steigt zudem die Lawinengefahr.

Schneesituation

In den Bayerischen Alpen waren am vergangenen Wochenende (mit etwas Vorsicht) erste Skitouren im freien Gelände möglich, wie z.B. Im Mangfallgebirge oder den Allgäuer Voralpen. Doch damit ist jetzt leider erst einmal wieder Schluss.
Denn mit den für morgen und für Samstag angekündigten, starken Regenfällen, wird die ohnehin schon dünne Schneedecke bis auf etwa 1500 m weitgehend verschwinden. Oberhalb davon dürften sich zumindest nordseitig, in eingewehten Mulden und in Waldbereichen Altschneereste halten.

Auch am Österreichischen Alpenhauptkamm ist die Schneelage für Skitouren im freien Gelände noch absolut unzureichend. Dort ist vor allem die Unfallgefahr durch unzureichend eingeschneite Felsen bei der Abfahrt sehr groß.
Im Hochgebirge wird in den kommenden Tagen vor allem am westlichen Hauptkamm einiges an Neuschnee hinzukommen. In der Schweiz werden z. B. am nördlichen Alpenkamm westlich des Tödis und im westlichsten Unterwallis bis 80 cm prognostiziert; entlang der Grenze zu Frankreich sogar bis zu ein Meter.

 

Lawinensituation

Mit Ausnahme des westlichen Wallis herrschte am Donnerstag im gesamten Alpenraum eine maximal mäßige Lawinengefahr (Stufe 2). Diese ist aber im Hochgebirge derzeit nicht zu unterschätzen. Schwachschichten im Altschnee können weiterhin von einzelnen Wintersportlern ausgelöst werden. Dies vor allem an sehr steilen West-, Nord- und Osthängen oberhalb von rund 2200 m sowie an sehr steilen Sonnenhängen in der Höhe. Vorsicht ist vor allem in Kammlagen sowie in Rinnen, Mulden und hinter Geländekanten geboten.
Mit teils starkem Wind aus westlichen Richtungen entstehen im Tagesverlauf eher kleine Triebschneeansammlungen.

Zum Wochenende steigt die Lawinengefahr in den Nordalpen und Alpenhauptkamm im Hochgebirge an. Wegen der schwachen Altschneedecke muss in den Hauptniederschlagsgebieten mit vielen nassen und trockenen spontanen Lawinen gerechnet werden.
In der Schweiz soll im westlichsten Unterwallis und in den westlichen Teilen des nördlichen Alpenkamms die Gefahrenstufe 4 (groß) bereits am Freitag erreicht werden, am Samstag auch in weiteren Gebieten des nördlichen Alpenkamms.

Update - 23.12. - 17:15 h: Auch in teilen Tirols besteht nun eine große Lawinengefahr. Im Lechquellengebirge, den Lechtaler Alpen und in den westlichen Ötztaler Alpen herrscht oberhalb von 2200 m am Wochenende Stufe Vier !

 

Wochenendwetter

Am Freitag regnet es in den Ostalpen nördlich des Hauptkammes teils anhaltend bis 2000 m. Mit stürmischem Westwind ist es in den Zentralalpen aufgelockert. Nachmittags greifen die Niederschläge auf die Südseite des Hauptkammes über. Wetterbegünstigt ist der Südalpenraum. Die Nullgradgrenze liegt bei 2500 m.
Auch an Heiligabend ist es in den Nord- und teils auch in den Zentralalpen trüb mit Niederschlägen, die Schneefallgrenze sinkt etwas auf 1800 m bis 1500 m. Der Wind weht stark bis stürmisch aus West. Die Alpensüdseite ist wieder wetterbegünstigt.
Am Sonntag scheint dann bei sehr milden Temperaturen verbreitet die Sonne. Es weht aber weiter starker Südwestwind. Auch der Montag bringt zunächst viel Sonne, bevor es ab Nachmittag von Westen her eintrübt.

 

 

Fazit

Tourenski und Snowboards können zumindest in Sachen „Touren im freien Gelände“ erst einmal wieder verstaut werden. Denn in den Nordalpen und am Großteil des Alpenhauptkamms liegt einfach zu wenig Schnee. Und dort wo Skitouren möglich wären (Teils in der Zentralschweiz und im Wallis), kann die Lawinengefahr in den kommenden Tagen Stufe auf vier ansteigen.
Skitouren auf künstlich beschneiten Skipisten sind wohl die einzige Alternative dar. Da es dort aber sehr voll werden wird, müsst ihr unbedingt die örtlichen Regelungen und die DAV Regeln auf Pisten berücksichtigen

 

good to know
Singularität

Wie schon vor einem Jahr vernichtet ein ausgeprägtes Weihnachtstauwetter den schönen Dezemberschnee in nur wenigen Tagen. Dieses grauenvolle Phänomen bezeichnen Meteorologen als Singularität (lat. für einzigartig). Das sind eigenartige Witterungsregelfälle, die zu bestimmten Zeitabschnitten im Jahr mit hoher Wahrscheinlichkeit auftreten. Auslöser für das Weihnachtstauwetter ist die Ende November in Skandinavien einsetzende Polarnacht. Sie führt in der Folge zur Bildung eines Kältehochs. Mit einer Ostströmung wird am Südrand des Hochs eisige Festlandluft auf den Atlantik geführt. Über dem um diese Jahreszeit noch milden Atlantik bilden sich denn Tiefdruckgebiete, die (wie gerade besonders ausgeprägt) milde Luft gegen nach Mitteleuropa führen.