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21.-23.4.2023

"Rekordschnee" am Hauptkamm

20.04.2023, 15:30 Uhr

„So viel Schnee wir zurzeit hatten wir den ganzen Winter nicht.“ bestätigte uns vorgestern die Wirtin der Pforzheimer Hütte. Allerdings stieg mit weiteren Schneefällen auch die Lawinengefahr am Alpenhauptkamm etwas an.

Schneesituation

In den Bayerischen Alpen gab es von letzten Donnerstag bis Sonntag oberhalb von ca. 1200 m einen beträchtlichen Schneezuwachs. So meldete die Messstation am Tegelberg (Ammergauer Alpen/ 1710 m) am Montag 127 cm Schneehöhe. Das ist diesjähriger Winterrekord. In den letzten 5 Monaten wurden maximal 75 cm gemessen. Dementsprechend waren (wohl zum letzten Mal) Skitouren am Alpenrand von hochgelegenen Ausgangspunkten und auf Skipisten, bzw. Wiesenhängen möglich. In der vergangenen Nacht kam oberhalb von ca. 1100 m noch etwas Neuschnee hinzu.
In den Alpen sorgte die Kaltfront für teils große Neuschneemengen. Am meisten Schnee fiel in der Nordschweiz, wo bis Montagmorgen oberhalb von 2000 m in den Glarner Alpen bis zu 80 cm fielen.
Auch am Österreichischen Alpenhauptkamm hat sich die Schneesituation oberhalb von ca. 1600 m weiter verbessert. So liegt auf der Pforzheimer Hütte (Sellrain) nach Aussage der Hüttenwirtin so viel Schnee, wie den gesamten Winter nicht. Dennoch sind Gletscherspalten verbreitet unterdurchschnittlich gut eingeschneit und auch im Felsblockgelände muss man weiter bei der Abfahrt gut aufpassen. Heute soll am Alpenhauptkamm weiterer Neuschnee hinzukommen.

 

Lawinensituation

Während für Donnerstag in der Schweiz und in Bayern eine maximal mäßige Gefahr (Stufe 2) ausgegeben wurde, wurde diese in Vorarlberg, am süd/tiroler Alpenhautkamm sowie in den Hohen Tauern als erheblich eingeschätzt.
Das Problem ist dort der Neuschnee, wobei bis 30 cm erwartet werden. In hohen Lagen und im Hochgebirge sind die Gefahrenstellen an allen Expositionen vorhanden. Anzahl und Größe der Gefahrenstellen nehmen mit der Höhe zu. Diese Gefahrenstellen sind teils überschneit und schwer zu erkennen. Mit dem Neuschnee sind einzelne kleine und vereinzelt mittlere Lockerschneelawinen möglich.
Vereinzelt können Lawinen auch tiefere Schichten der Schneedecke mitreißen und groß werden, besonders an sehr steilen West-, Nord- und Osthängen oberhalb von rund 2400 m.
Am Freitag soll die Gefahr noch gleich bleiben, am Wochenende dürfte die Gefahr im Hochgebirge zurückgehen. Dafür rückt mit der Erwärmung der (für April typische) Tagesgang der Lawinengefahr in den Vordergrund.

 

Wochenendwetter

In den Ostalpen lockern am Freitag die Wolken von Osten auf und die Sonne setzt sich durch. Nachmittags kann es aus Quellwolken ein paar Schauer geben. Die Nullgradgrenze liegt zwischen 2100 und 2500 Metern zu liegen.
Der Samstag bringt überall sonnige und mildere Wetterverhältnisse. Über dem Hauptkamm kommt vorübergehend Südföhn auf. Im Tagesverlauf ziehen von Vorarlberg bis Salzburg über Gipfelniveau kompakte Wolken durch. Die Schauerneigung ist gering. Die Nullgradgrenze steigt auf 2700 bis 3000 m.
Am Sonntag sorgt eine Kaltfront von Nordwesten her für unbeständige Wetterverhältnisse und Abkühlung. Die Schneefallgrenze sinkt in der Nacht auf Montag im Norden gegen 1500 Meter. 
In den Westalpen ist der Freitag sehr unbeständig. Das Wochenendwetter ist vergleichbar.

 

Fazit

In den Voralpen ist die Skitourensaison vorbei und auch in den Nördlichen Kalkalpen müsst ihr sehr weit hinauf eure Skier tragen, bis ihr in die Bindung steigen könnt.
Am Österreichischen Alpenhauptkamm liegen hingegen oberhalb von 1500 m die besten Schneehöhen des vergangenen Winters.
Vom Wetter bieten sich vor allem Freitag und Samstag für Ski- oder Snowboardtouren an. Allerdings müsst ihr am Vorabend die aktuelle Lawinenprognose genau studieren. Gerade am Samstag müsst ihr sehr früh starten, da es ziemlich warm und sonnig wird … bevor am Sonntag ein weiterer Wintereinbruch im Hochgebirge anklopft.

 

good to know
gm6
Charakteristisch für das derzeit vorherrschende Gefahrenmuster 6 „Lockerer Schnee und Wind“ ist, dass die Schwachschicht meist aus lockerem Neuschnee besteht und von Triebschnee überlagert ist. Es hat also entweder kurz zuvor bei kalten Temperaturen ohne Wind geschneit und dann zu wehen begonnen oder aber es beginnt ohne Windeinfluss zu schneien, wobei der Wind während des Schneefalls an Stärke zunimmt. Ein Gefahrenmuster, das sich in der Regel recht gut erkennen lässt und meist nur von kurzer Dauer ist.