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Weekend Report

13. bis 15. März 2020

12.03.2020, 15:16 Uhr

Während die meisten Skitourengeher und Freerider am letzten Wochenende tollen Powder genossen, verloren sieben Menschen in Österreich durch Lawinen ihr Leben. Einer davon bei nur „mäßiger“ Lawinengefahr. Dazu erklärten Vertreter der örtlichen Bergrettung: „Die Leute sehen nur die Warnstufe 2 und wiegen sich damit in Sicherheit. 25 Prozent der Unfälle passieren aber genau bei einem Zweier (...)“ Und das wissen die wenigsten Skifahrer und Snowboarder.

Schneesituation

Am letzten Sonntag wurden in den Nördlichen Kalkalpen und am Alpenhauptkamm von so gut wie allen Internet Einträgen herrliche Powder Abfahrten gemeldet. Selbst in den Bayerischen Voralpen gab es mit bis zu 40 cm Neuschnee (beispielsweise am Schildenstein) endlich einmal „richtigen Winter“. Doch dem Neuschnee ging es am Dienstag mit teils kräftigen Regenfällen bis 2400 m enorm an den Kragen. Somit sind vor allem südseitige Touren am Alpenrand bis auf 1500 m oft wieder komplett schneefrei.
Bergwanderer dürfen sich jedoch nicht zu früh freuen. Denn zum und am Freitag wird es bis auf 800 Meter hinab wieder schneien, wobei die zu erwartende Schneemenge eher gering ist.
Dort wo noch eine ausreichende Unterlage ist, wurde der Schnee am Mittwoch und Donnerstag bis in die Hochlagen hinauf stark durchfeuchtet. Diese Situation wird sich zum Glück durch einen bevorstehenden Temperaturrückgang aber wieder verbessern.
Auch am Alpenhauptkamm sollte man weiterhin möglichst hoch gelegene Ausgangspunkte anvisieren. Dafür sind immerhin selbst wilde Gletscherzonen, wie zum Beispiel die Cambrena Brüche am Piz Palü derzeit sehr gut eingeschneit.

 

Lawinensituation

Am Donnerstag herrschte in den Deutschen Alpen eine mäßige Gefahr (Stufe 2) während ansonsten für weite Teile der Schweiz, für Vorarlberg, Südtirol, Tirol und das Bundesland Sazlburg spätestens für den Nachmittag eine erhebliche Lawinengefahr (Stufe 3) prognostiziert wurde.
Einerseits gibt es bis in Höhen von 2800 m ein Nassschneeproblem. Mit der Wärme sind am Nachmittag zahlreiche Nassschneelawinen und Gleitschneelawinen zu erwarten. Diese sind zum Teil mittelgroß bis groß. Betroffen sind steile Ost-, Süd- und später auch Westhänge.
Zum anderen besteht oberhalb von 2300 m bis 2500 m die Gefahr durch Triebschnee. Dort kann man im sehr steilen, vor allem kammnahen Leebereich (N-O-SO) Schneebretter auslösen. Meist bedarf es dazu einer großen Zusatzbelastung. In Höhen oberhalb von 3000 m kann vereinzelt auch eine geringe Belastung zur Bruchausbreitung ausreichen.
Zum Wochenende hin wird sich die Schneedecke wohl wieder stabilisieren, da die Temperaturen am Freitag stark zurückgehen sollen … was uns zu den Wetteraussichten bringt.

 

Wochenendwetter

In den Ostalpen schneit es bis Freitag Vormittag ab 800 bis 1200 m oft noch zeitweise leicht in den Nord- und Zentralalpen. Im Süden ist es trocken. Tagsüber lockern die Wolken bei lebhaftem Nordwestwind auf. Vor allem im Norden wird es mit einer Nullgradgrenze von ca. 1700 m spürbar kühler als zuvor.
Auch am Samstag herrscht vormittags verbreitet starke Bewölkung, wobei es im Süden auch etwas Niederschlag gibt (Schneefallgrenze dort ca. 1000 m). Nachmittags locken die Wolken wieder überall auf und es wird besonders im Norden bald sonnig. Relativ kühl.
Am Sonntag ist in den Nordalpen und am Alpenhauptkamm überall sonniges Bergwetter zu erwarten, wobei die Temperaturen wieder leicht ansteigen.
Die Wetterverhältnisse sind in den Westalpen vergleichbar, mit dem Unterschied, dass es in Französischen Alpen am Samstag mehr Sonne zu erwarten ist.

 

Fazit

Wer sich zwei oder vielleicht drei Tage Zeit nehmen kann, sollte sich weg von den schneearmen Voralpen hin zum deutlich weißeren Alpenhauptkamm orientieren. So gute Powder Verhältnisse wie am letzten Wochenende darf man sich freilich nicht erwarten. Vielmehr dürfte die vormals nasse Unterlage bis in größere Höhen sehr hart durchgefroren sein.
Zudem muss man sich genau darüber informieren, ob die Lawinenlage im jeweiligen Zielgebiet zum Samstag hin zurückgegangen ist. Aber Vorsicht: Auch bei Stufe zwei kann gefährlicher, älterer Triebschnee in Höhenlagen ab etwas 2400 Metern lauern!