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CYR Weekend Report

4. bis 6. Februar 2022

03.02.2022, 15:36 Uhr

In den letzten Tagen ist einiges an Neuschnee heruntergekommen, was die Skitouren- und Snowboardverhältnisse weiter verbessert hat. Allerdings ist auch die Lawinengefahr markant angestiegen. Am Wochenende ist also ein defensives Risikomanagement angesagt!

Schneesituation

Der deutsche Alpenrand hat in den ersten Februartagen bis zu einen Meter Neuschneezuwachs erhalten, wobei die Schneefallgrenze am Mittwoch leider wieder stark anstieg. Dennoch haben sich die Schneeverhältnisse am Alpenrand eindeutig verbessert, so dass jetzt wieder viele Ski- und Snowboardtouren möglich sind, die nach dem markanten Weihnachtstauwetter nicht mehr gingen. Allerdings sind windexponierte Rücken und Hangflanken nach wie vor oft komplett abgeblasen.
Noch mehr Schnee ist wie so oft am Arlberg gefallen, wo bis Donnerstagnacht an die zwei Meter Neuschnee heruntergekommen sind.
Spitzenreiter bei den Eidgenossen ist die Zentralschweiz wo nordwestlich des Oberalppasses ebenfalls zwei Meter Neuschnee in drei Tagen gemessen wurden. Dementsprechend hat die relative Schneehöhe in Bezug auf das langjährige Mittel in der Ostschweiz wieder vorweihnachtliche Werte angenommen und liegt dort bei durchschnittlich 140 %.
Überall in den Alpen ist der Neuschnee aber wieder mit starkem Wind gefallen, was nicht nur die Schneequalität negativ beeinflusst wie der folgende Absatz überdeutlich zeigt.

 

Lawinensituation

Fast im gesamten deutschsprachigen Alpenraum (Schweiz, Vorarlberg, Deutsche Alpen, Tirol Bundesland Salzburg, Steiermark, Kärnten, Oberösterreich) herrschte am Donnerstag oberhalb der Waldgrenze mit Stufe vier eine große Lawinengefahr. Nur in Südtirol ist die Gefahr mit Stufe drei (erheblich) etwas geringer.
Die Hauptgefahr geht vom vielen Neu- und Triebschnee aus. Viele Gefahrenstellen befinden sich im Steilgelände aller Hangrichtungen vor allem kammnah, in eingewehten Rinnen und Mulden und auch kammfern hinter Geländekanten. Große Schneebrettlawinen lassen sich vielerorts sehr leicht durch einen einzelnen Skifahrer auslösen. Zudem können sich noch große Lockerschnee- und Schneebrettlawinen aus steilen Hängen von selbst lösen.
Aufgrund der angespannten Lage fanden von Dienstag bis heute vor allem in Österreich einige Lawinenunfälle statt, die aber zum Glück glimpflich verliefen. In der Schweiz brachte zudem eine Lawine einen Zug zum Entgleisen und in der Steiermark ging am Grimming eine gewaltige Staublawine ab.
In den nächsten Tagen wird sich die Gefahr wohl etwas entspannen. Der Triebschnee dürfte aber in den Hochlagen weiterhin sehr problematisch sein.

 

Wochenendwetter

Am Freitag ist es bei mäßigem bis lebhaftem Westwind in den Ostalpen meist sonnig mit durchziehenden hohen Wolkenfeldern. Es bleibt mild mit einer Nullgradgrenze um 2000 m.
Die nächtliche Kaltfront brachte neben ein paar Zentimetern Schnee hauptsächlich eine markante Abkühlung mit einer Frostgrenze zwischen 1300 m bis 1600 m. Letzte Restwolken verschwinden rasch und damit verläuft der Samstag großteils strahlend sonnig. Lokale Hangwolken sind denkbar. Es weht aber ein kräftiger Nordwestwind. Auf der Alpensüdseite ist wieder starker Nordföhn zu erwarten.
Der Sonntag bringt einen Mix aus Sonne und Wolken. Im Tagesverlauf verdichten sich die Wolken bei gleichzeitigem Absinken der Wolkenbasen. Der Wind frischt wieder teils stürmisch aus West auf. Gegen Abend setzt oberhalb rund 800 bis 1000 m Schneefall ein. Die Alpensüdseite ist mit Sonnenschein wetterbegünstigt, ab Nachmittag auch dort Bewölkungsaufzug.
Das Wochenendwetter unterscheidet sich in den Westalpen nicht wesentlich.

 

Fazit

Am Wochenende solltet ihr lawinensichere Touren im Waldbereich anvisieren, wobei wegen des Anstiegs der Schneefallgrenze am Mittwoch nach wie vor hoch gelegene Ausgangspunkte zu empfehlen sind. In windgeschützten Schneisen oberhalb von etwa 1200 m könnte man durchaus brauichbare Powder vorfinden.
Oberhalb der Waldgrenze braucht ihr ein wirklich vorsichtiges Risikomanagement und fundiertes Lawinen Know-how! Lawinensichere Bergrücken sind hier allerdings oft abgeweht.
Beim Freeriden müsst ihr euch im jeweiligen Skigebiet gut darüber informieren, welche Abfahrtsvarianten derzeit möglich sind.

 

good to know - Lawinenairbag
Am gestrigen Dienstag rettet ein Lawinenairbag einem Skifahrer am Laber (Ammergauer Alpen) wohl das Leben. Dieser konnte bei einem Lawinenabgang an einer der steilen, berüchtigten Waldschneisen an der Nordseite des Berges  den Airbag auslösen, wurde ca. 500 m mitgerissen und kam beim Stillstand der Lawine unverletzt auf dem Lawinenkegel zu liegen!
Eine Übersicht über Lawinenairbags findet ihr HIER