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CYR Weekend Report

3. bis 5. Dezember 2021

02.12.2021, 15:13 Uhr

Ab heute geht unser CYR Weekend Report wieder jeden Donnerstag online … und für Anfang Dezember ist die Schneelage auch gar nicht mal so schlecht. Allerdings darf man schon jetzt die Lawinengefahr nicht unterschätzen.

Schneesituation

Die Bayerischen Alpen haben zum Monatsende teils erheblichen Neuschnee abbekommen. Zu Wochenbeginn wurden sogar vom Feldberg im Schwarzwald (1483 m) gute Skitourenbedingungen gemeldet wurden. An der Messstation am Nebelhorn/ Allgäuer Alpen wuchs die Gesamtschneehöhe auf stolze 127 cm an. Allerdings stieg die Schneefallgrenze bis Dienstagabend auf etwa 1300 m.
Am Alpenrand zeigten sich selbst Tallagenoberhalb von etwa 900 m aufwärts am Mittwoch trotzdem noch von ihrer weißen Seite.
Generell sind Skitouren in den Bayerischen Alpen von hochgelegenen Ausgangspunkten auf Skipisten, bzw. Wiesenhängen machbar. Insgesamt fehlt im freien Gelände aber noch eine gesetzte Unterlage, die sich aber in den kommenden Tagen weiterentwickeln könnte.
Noch mehr Neuschnee erhielten die Nördlichen Kalkalpen. In den Glarner Alpen fielen laut Schweizer Lawinenwarndienst zwischen Freitagabend und Dienstagmorgen teils mehr als 100 cm. Ähnliche Rekordwerte gibt der Tiroler Warndienst für Teile des Karwendels und die Mieminger Gruppe an.
Am meisten Schnee liegt derzeit schließlich am Schweizer und Tiroler Alpenhauptkamm, wo z. B. in Garubünden oder rund um den Brenner Skitouren prinzipiell gut möglich sind … wäre da nicht die Lawinensituation.

 

 

Lawinensituation

In weiten Teilen der Schweiz, Tirols und Südtirols (wo bereits regelmäßige Lawinenlageberichte herausgegeben werden) herrscht oberhalb der Waldgrenze eine erhebliche Lawinengefahr. Auch in Vorarlberg, dem Bayerischen Alpenraum und im Bundesland Salzburg muss man oberhalb der Waldgrenze von Lawinenstufe Drei ausgehen, die sogar in Richtung Vier tendiert (siehe unten »good to know«).
Hauptproblem ist der Triebschnee. Besonders in den neuschneereichen Gebieten am Alpennordhang entstanden in Zusammenhang mit starkem Westwind teils große, störanfällige Triebschneeansammlungen.
Zudem können Schwachschichten im Altschnee leicht ausgelöst werden. Solche Gefahrenstellen liegen vor allem an Schattenhängen oberhalb der Waldgrenze. In der Höhe findet man die Gefahrenstellen in allen Expositionen. Die spröden Triebschneeansammlungen sind oberhalb der Waldgrenze sehr störanfällig. Wumm-Geräusche und Risse beim Betreten der Schneedecke sind Alarmzeichen und weisen auf die Gefahr hin. Zudem sind bis zur nachhaltigen Abkühlung Gleitschneelawinen unterhalb von 2000 m möglich.
Mit der Abkühlung, teils starkem Westwind und Neuschnee wird sich die Situation in den Hochlagen am Wochenende nicht entspannen. Die Gefahr durch Gleitschneelawinen wird hingegen zurückgehen.

 

 

Wochenendwetter

Am Freitag kann sich vorübergehend trockenere Luft durchsetzen. In den Nordalpen sorgen Restwolken und letzte Schneeschauer zuerst noch für schlechtere Sicht. Von Westen her kommt immer mehr die Sonne durch. In der Nacht auf Samstag folgt eine Warmfront aus Nordwesten und bringt wieder Wolken und Schneefall. Die Nullgradgrenze liegt bei ca. 900 m.
Der Samstag verläuft vom Alpenhauptkamm nordwärts verbreitet trüb mit Regen und Schneefall. Die Schneefallgrenze liegt zu Beginn in Talnähe und steigt im Tagesverlauf auf 1500 m. Zudem ist es stark windig bis stürmisch. In der Nacht auf Sonntag sinkt die Schneefallgrenze dann wieder bis in die Tallagen.
Am Sonntag ist es weiter unbeständig mit schlechter Sicht und weiteren Schneeschauern. Nennenswerte Auflockerungen gibt es höchstens südlich des Hauptkamms, wo es tagsüber trocken sein sollte. Im Gebirge ist es sehr kalt.
Das Wochenendwetter ist in den Westalpen ähnlich durchwachsen. Überall ist die Alpensüdseite etwas wetterbegünstigt.

 

 

Fazit

Wer am zweiten Advent-Wochenende draußen unterwegs sein möchte, muss wetterfest sein! Chancen auf Sonne bestehen am ehesten am Freitag. Die Kombination von wieder kälterer Luft und weiter starkem Wind bewirkt einen Windchill-Effekt. Schützt Eure haut also gut vor Erfrierungen!
In den Bayerischen Alpen könnt ihr erste Skitouren von hochgelegenen Ausgangspunkten (ab ca. 1100 m) auf freien Wiesenhängen oder Skipisten aus unternehmen. Ansonsten sind Schneeschuhe Skitourenski aufgrund der noch fehlenden Unterlage vorzuziehen.
Spätestens oberhalb der Waldgrenze müsst ihr aber die Triebschneegefahr ganz genau im Auge haben, welche sich bei weiterem Wind nicht entspannen wird.

Und noch ein wichtiger Hinweis in Sachen Naturschutz: Im Mangfallgebirge gelten ab heute Betretungsverbote für neue Wildschutzgebiete . Bitte berücksichtigt diese konsequent. Für die Wildtiere beginnt jetzt die kritischste Jahreszeit.

Good to know:
Mit einem »Gespannter 3er« meinen die Mitarbeiter des Tiroler Lawinenwarndienst keinesfalls eine spezielle Form von Gruppensex. Vielmehr weisen sie in ihrem gestrigen Blog darauf hin, dass die Lawinengefahr zwischen »erheblich« und »groß« einzuordnen ist. Zu dieser Auffassung gelangten die Experten auch deswegen, weil 1. 12. einige Lawinen von Wintersportler*innen ausgelöst wurden. Zudem gab es zahlreiche Rückmeldungen von Setzungsgeräuschen, Rissbildungen und auch von Fernauslösungen …  alles Anzeichen einer sehr störanfälligen Schneedecke.