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CYR Weekend Report

1. bis 3. Januar 2021

31.12.2020, 15:30 Uhr

Auch zum Jahreswechsel müsst ihr bei der An- und Abreise, sowie unterwegs im Gelände gut darauf achten, das Infektionsrisiko so gering wie möglichzu halten. Zudem ist auch die Lawinengefahr oberhalb der Waldgrenze alles andere als unproblematisch. Wegen der Reisebeschränkungen gehen wir beim Weekend Report weiterhin in erster Linie auf den Deutschen Alpenraum ein.

Schneesituation

Die Schneefälle vom vergangenen Wochenende hat die Schneelage in den bayerischen Alpen ein wenig verbessert. So sind Skitouren auf Skipisten mittlerweile auch weiter im Osten möglich, wobei man aber immer mit Bodenkontakt rechnen muss. Insgesamt sind die Schneehöhen leider weiter sehr gering. So werden am Brauneck (1485 m) oder am Herzogstand (1525 m) nur knapp 30 cm gemessen. Etwas besser schaut es im Allgäu aus wo am Nebelhorn (2075 m) immerhin 120 cm Schneehöhe gemessen werden.
Dort sind Skitouren von hoch gelegenen Ausgangspunkten aus auch abseits von Skipisten möglich, wobei man im steileren Waldgelände auch im Westen der Bayerischen Alpen zumindest beim Abfahren immer mal wieder die Ski abschnallen muss.
Oberhalb der Waldgrenze ist die Schneehöhe teils schon recht ordentlich, hängt aber auch stark vom Gelände ab. Gipfelrücken sind hier durch den Sturm der vergangenen Tage abgeweht, was ideal zu den Lawinenverhältnissen überleitet.

 

Lawinensituation

Oberhalb 1800m herrscht in den Bayerischen Alpen eine mäßige Lawinengefahr durch ältere Triebschneeansammlungen. Diese können bei großer Zusatzbelastung, zum Beispiel durch eine Skifahrergruppe ohne Abstände, noch als mittelgroße Schneebrettlawinen ausgelöst werden. Gefahrenstellen befinden sich vor allem im kammnahen Steilgelände der Expositionen West über Nord bis Ost sowie in eingewehten Rinnen und Mulden.
Dieses Triebschneeproblem spiegelt sich in zwei glimpflichen Lawinen vom 29. 12. an der Güntlespitze (Allgäuer Alpen) wieder. Dort spurte eine Gruppe von zwei Tourengehern in den Nordosthang unterhalb des Gipfels. Während der übliche Aufstieg über den (teils etwas verblasenen) Rücken sicher war, löste sich in dem, mit Triebschnee verfüllten Hang eine Lawine. Zum Glück war die Anrisskante nur etwa 5 cm hoch. Ein Skitourengeher wurde dabei teil verschüttet. Ca. 40 Min. später gab es einen weiteren Zwischenfall. Diesmal auf der Südostseite des Gipfelrückens. Eine Gruppe wollte den Gipfelhang nach Westen queren und begab sich dabei in eine, mit Triebschnee gefüllte Rinne. Als die Lawinen abging, befanden sich drei Gruppenmitglieder übereinander in dieser Rinne. Zum Glück wurden die Tourengeher nur teil verschüttet und konnten sich ebenfalls aus eigener Kraft aus dem Schnee heraus wühlen.

Oberhalb 2200m gibt es zudem noch ein sog. Altschneeproblem. Hier können an schneearmen Stellen einzelner schattiger Steilhänge oder am Übergang von wenig zu viel Schnee tiefliegende Schwachschichten gestört werden.

In der Schweiz und in Österreich ist die Lawinengefahr am Hauptkamm verbreitet erheblich. So wurden in Tirol am 29. und 30. 12. acht Lawinenunfälle gemeldet, die aber ebenfalls glimpflich verliefen.

 

Wochenendwetter

In den Alpen beginnt das neue Jahr am Freitag mit einer weiteren Südlage. Stürmischer Südföhn bringt trockene Verhältnisse in den Nordalpen. Am Samstag ist es bei bewölktem Himmel ebenfalls niederschlagsfrei. Der starke Südföhn hält noch an. Mit einer dann wieder windschwachen Wetterlage geht es am Sonntag und Montag vielfach trocken weiter. An allen drei Tagen entsprechen die Temperaturen der Jahreszeit und liegen auf 2000 m etwa bei -7°C.

 

Fazit

Das Wetter bringt am ersten Wochenende des neuen Jahres brauchbare Tourenverhältnisse ... was man von der Schneelage leider weiterhin nicht sagen kann. Im Großteil der bayerischen Alpen sind Skitouren nur auf (oft bereits beschneiten) Pisten möglich. Dort wo Skitouren auch im freien Gelände gerade so gehen, muss man sehr vorsichtig abfahren, da mit Bodenkontakt zu rechnen ist und die Latschenzonen noch ungenügend eingeschneit sind.
Und aus den oben erwähnten Lawinenabgängen an der Güntlespitze ist folgender Schluss zu ziehen: Lest euch vor jeder Tour den Lawinenlagebericht wirklich gut durch. Dieser hatte für den 29. 12. explizit auf das Triebschneeproblem oberhalb der Waldgrenze in allen Sektoren hingewiesen und die diesbezügliche Gefahr auf Stufe drei eingeschätzt.