jdav-logo-template

17.-19.3.2023

Temperaturen auf Achterbahnfahrt

16.03.2023, 15:12 Uhr

Nach kalter Nacht und etwas Neuschnee waren die Tourenbedingungen am heutigen Donnerstag gar nicht mal so schlecht. Ab morgen steigen die Temperaturen aber wieder stark, was die dünne Schneedecke weiter malträtiert und die Lawinengefahr ansteigen lässt.

Schneesituation

Am Alpenrand spiegelt sich der stark wechselnde Temperaturverlauf der vergangenen Tage in der Schneedeckenentwicklung wieder. So wuchs z. B. die Schneehöhe an der Station Schwarzenberg (1355 m, Allgäuer Alpen) bis Sonntag auf 70 cm an, verringerte sich bis Montag auf 45 cm und stieg bis Mittwoch wieder auf 70 cm an.
Mit dem nächsten Temperaturanstieg und viel Sonne geht es dem Neuschnee zumindest südseitig aber wieder an den Kragen
Ski- und Snowboardtourengeher:innen müssen (wie fast schon den gesamten Winter) also wieder möglichst hoch gelegene Ausgangspunkte anvisieren.
Auch am Alpenhauptkamm sind die Schneehöhen weiterhin unterdurchschnittlich.

 

Lawinenlage

Während in Bayern für Donnerstag nur eine mäßige Lawinengefahr ausgegeben wurde, lag diese in der Schweiz, in Vorarlberg, am Tiroler und Südtiroler Alpenhauptkamm, sowie in den Hohen Tauern bei Stufe drei, also bei „erheblich“.
Lawinen können dort von einzelnen Wintersportlern im Altschnee ausgelöst werden, besonders an sehr steilen Schattenhängen oberhalb von rund 2200 m sowie an sehr steilen Ost- und Westhängen oberhalb von rund 2400 m. Vorsicht an Übergängen von wenig zu viel Schnee.
Zudem sind Triebschneeansammlungen teils noch auslösbar, vor allem an sehr steilen Schattenhängen oberhalb von rund 2400 m sowie in Kamm- und Passlagen. In der Höhe sind die Gefahrenstellen häufiger.
Mit der tageszeitlichen Erwärmung und der Sonneneinstrahlung wurden schon heute kleine bis mittlere nasse Lawinen erwartet.
Durch einen markanten Temperaturanstieg wird sich die Gefahr von Nassschneelawinen ab Freitag leider erhöhen.

 

Wochenendwetter

Ein Hochdruckgebiet sorgt in den Ostalpen am Freitag für Sonnenschein mit hohen Wolkenfeldern. Dank trockener Luft sind die Sichten sehr gut. Der Wind dreht auf Südwest bis West. Dabei steigt die Nullgradgrenze auf über 3000 m an.
Der Hochdruckeinfluss schwächt sich am Samstag zwar leicht ab, bleibt aber noch wetterbestimmend. Das Temperaturniveau geht in allen Höhenlagen geringfügig zurück. In der Nacht auf Sonntag bringt eine Störung aus Westen Schneeschauer und Abkühlung.
Mit einer Kaltfront ziehen am Sonntag Schneeschauer über die Ostalpen, wobei der Schwerpunkt am Alpennordrand liegt. Zwischen den Schauern lockern die Wolken auf. Weitgehend trocken bleibt es im Süden und Südosten. Die Schneefallgrenze liegt bei 1900 m.
In den Westalpen ist die Wetterentwicklung vergleichbar.

 

Fazit

Vom Wetter her versprechen vor allem Freitag und Samstag viel Sonnenschein. Wegen der hohen Temperaturen müsst ihr aber sehr früh aufbrechen und möglichst hochgelegene Ausgangspunkte, sowie eher nord- bis westseitige Touren anvisieren.
Grundsätzlich könnten sich ost- und südseitig schöne Firnverhältnisse entwickeln, doch das wird nach einer Nacht am Samstag wohl noch nicht der Fall sein, zudem die nächtliche Abkühlung wohl nicht besonders stark ist.
Außerdem ist im Hochgebirge die Gefahr von Schneebrettlawinen weiterhin vorhanden. Deswegen müsst ihr den aktuellen Lawinenlagebericht des jeweiligen Gebietes genau unter die Lupe nehmen.
Nach wie vor ist auch die Schneehöhe am Alpenhauptkamm unterdurchschnittlich. Also aug der Abfahrt weiterhin gut auf ungenügend eingeschneite Felsen achten!

 

good to know
Mehrfachverschüttung
Nicht nur für den Vorarlberger Lawinenwarndienst war dieser Fall wohl einzigartig: Am vergangenen Samstag stieg eine Gruppe von 18 Skitourengehern von der Lindauer Hütte (Rätikon) Richtung Öfapass auf. Als die Tourengeher etwa 2200 m erreicht hatten, löste sich von der Drusenfluh kurz unterhalb des Passes selbstständig eine Lawine. 14 der 18 Personen wurden von den Schneemassen erfasst und mitgerissen. Zehn davon wurden nur teilweise verschüttet und konnten sich selbst befreien. Vier Tourengeher wurden komplett verschüttet und konnten von den schnell handelnden Freunde befreit werden.
Dieser Unfall zeigt, wie wichtig es ist auch die Mehrfachverschütteten-Suche (mit verschiedenen eingegrabenen LVS Geräten ) immer wieder zu üben