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10.-12.2.2023

Endlich Powder

09.02.2023, 15:00 Uhr

Letztes Wochenende kam es zu vielen Lawinenunfällen, bei denen in Österreich acht Tote zu beklagen waren (siehe good to know). Im bayerischen Alpenraum verliefen die Lawinenabgänge glimpflich, wobei es schon etwas verwundert, dass z.B. am Ochsenälpeleskopf bei Stufe drei bis vier in einen bis zu 40° steilen Osthang eingefahren wurde.

Schneesituation

Vor allem in Richtung Osten hat es am vergangenen Wochenende einiges an Neuschnee gegeben, was aber nicht die Situation in den Tallagen verbesserte. Denn am bayerischen Alpenrand hat es am Freitag und Samstag bis auf 1300 m Höhe geregnet. Deshalb sind die Talorte weiterhin meist schneefrei. Am Sonntag erfolgte eine deutliche Abkühlung und etwas Schnee bis ganz unten. Somit besitzen beispielsweise Touren ab 900 bis 1100 m Starthöhe wie der Ochsenälpeleskopf (Ammergebirge) zu Beginn eine meist dünne, hartgefrorene Altschneeunterlage. Oberhalb von ca. 1300 folgt dann oft guter Pulverschnee, wobei überall die Latschen weiterhin noch nicht gut eingeschneit sind. Insgesamt hat sich die Schneelage aber in den Bayerischen Alpen verbessert.
Im Hochgebirge der Nördlichen Kalkalpen und des Alpenhauptkamm sind exponierte Bergrücken oft abgeweht, wenn vor den Neuschneefällen keine feste Altschneedecke vorhanden war. Der Neuschnee wurde dort umfangreich verfrachtet. Dennoch kann man in windgeschützteren Hängen derzeit auch recht lockeren Powder antreffen. Auch am Alpenhauptkamm ist die Schneelage weiterhin unterdurchschnittlich. So liegen im Großteil der Schweiz nur 30 % bis 60 % des langjährigen Mittelwertes.

 

Lawinensituation

Während die Lawinengefahr für Donnerstag im Bayerischen Alpenraum, in Kärnten, der Steiermark und im Bundesland Salzburg mit mäßig (Stufe 2) angegeben wurde, herrscht in Tirol, Südtirol, Vorarlberg und in der Ostschweiz mit Stufe 3 eine erhebliche Lawinengefahr.
In den kritischen Regionen können Schwachschichten im Altschnee leicht ausgelöst werden. Die Gefahrenstellen liegen an allen Expositionen oberhalb der Waldgrenze, auch im Bereich der Waldgrenze. Die Gefahrenstellen sind recht häufig und auch für Geübte kaum zu erkennen. An Übergängen von wenig zu viel Schnee wie z.B. bei der Einfahrt in Rinnen und Mulden ist die Auslösebereitschaft höher. Fernauslösungen sind vereinzelt möglich.
Die schon etwas älteren Triebschneeansammlungen können an den Expositionen West über Nord bis Ost teilweise ausgelöst werden.
Auch über das Wochenende wird die Schneedecke im Hochgebirge störanfällig bleiben.

 

Wochenendwetter

Der Freitag wird in den Ostalpen sonnig. Nur von den Niederen Tauern ostwärts ziehen hohe Wolkenfelder durch. Es weht schwacher bis mäßiger Wind aus nördlichen Richtungen.
Am Samstag ziehen dichtere Wolken aus Norden durch, das Licht ist diffus und die höchsten Gipfel am Alpenhauptkamm können in Wolken stecken. Ab Mittag werden diese Wolken von den Dolomiten und dem Karwendel westwärts dünner, hier wird es sonniger. Es ist sehr windig, gegen Osten zu sogar stürmisch. Die Temperaturen liegen bei 2000 m bei 0 Grad.
Von den Kitzbüheler Alpen ostwärts herrscht am Sonntag überwiegend trübes Bergwetter, an der Alpennordseite schneit es dort leicht bei einer Schneefallgrenze um 900m. In Richtung Westen sollte es sonnig werden. Der lebhafte, im Osten stürmischer Nordostwind wird schwächer.
In den Westalpen ist es am Wochenende insgesamt etwas freundlicher.

 

Fazit

Nach wie vor lautet das Motto für Ski-und Snowboardtouren am Bayerischen Alpenrand: Sucht euch hoch gelegene Ausgangspunkte (am besten ab 1000 m) aus. Wenn dann noch eine schneebedeckte Forststraße die nächsten zweihundert Höhenmeter hinaufführt, steht einer Skitour mit ausreichend Schnee nichts mehr im Wege. Allerdings müsst ihr bei der Abfahrt nach wie vor gut auf unzureichend eingeschneite Felsen und Baumstümpfe aufpassen.
Vor allem aber ist die Lawinengefahr oberhalb der Waldgrenze nicht zu unterschätzen. Das gilt insbesondere für den Alpenhauptkamm, wo sich die Lawinengefahr im Hochgebirge langsamer entspannt, als in tiefer gelegenen Regionen.
Das vor allem im Westen sonnige Bergwochenende darf euch also nicht zu risikoreichen Unternehmungen verleiten

 

good to know
Klumpenrisiko

Patrick Nairz vom Tiroler Lawinenwarndienst sprach im Zusammenhang mit den vielen Lawinenunfällen am letzten Wochenende von einem „Klumpenrisiko“.
Dieses bestehe „im Zusammenkommen mehrerer Faktoren wie der starken Schneefälle samt Wind, nunmehrigen Sonnenscheins sowie vieler Leute im freien Gelände. Letzteres sei nicht zuletzt auch auf die beginnenden Semesterferien zurückzuführen.“
Als Grundsatz gilt: Erst durch die Anwesenheit von Wintersportler:innen im gefährdeten Bereich wird aus der Gefahr ein Risiko.